Es gibt ein paar Dinge, auf die ich mal so richtig stolz bin (benutze das Wort nur selten und wohl dosiert). Das sind meine drei Kinder (vielen Dank für die Inspirationen), in einer PUNK-Band zu spielen (vielen Dank für den Krach) und das Kind in mir, was zuweilen mein Selbst völlig ausfüllt, mir herrliche abstrakte Träume beschert und mich auf eine gewisse Spontanität hoffen lässt, was im Alltag immer so eine Sache und oft nicht besonders hilfreich ist. Aber schön ist es doch.

 

Angefangen in frühester Kindheit und nie damit aufgehört, viel Schrott geschaffen aber irgendwie doch immer weitergemacht, mich über jedes Bild geärgert um ab und zu mal ein wenig selbst überrascht zu werden versuche ich meine Ideen auf Papier oder Leinwand zu bringen. Hauptsächlich benutze ich dabei Ölfarbe, aber auch Acryl, Aquarell, Gouache, Pastellkreide, Bleistift oder Kohle.

 

 

 

Aber fangen wir von vorne an ...

geboren an einem Freitag, den 13. mitten in einer stürmischen Nacht bei Gewitter, genau vor 10 Jahren nach dem Bau der Berliner Mauer in einem generationsbedingt konfliktreichen und gespaltenen Deutschland, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen, farblich gehalten in schwarz-braun wie die Haselnuss, habe ich seit dem Kindergarten die Malerei für mich entdeckt. Allerdings sah später meine berufliche Laufbahn etwas ganz anderes für mich vor. Unentschlossen ließ ich mich als Notlösung auf eine Malerlehre ein, anschließend folgte ein Fachabitur im Bereich Gestaltung und entging danach (nur knapp aufgrund von Schluderei meinerseits) der Bundeswehr. Dadurch kam ich zum ersten Mal mit dem sozialen Berufsbild in Berührung, was das Resultat für meine jetzige Tätigkeit als Krankenpfleger war.

 

Kommen wir jetzt mal zur Kunst, oder um was geht es hier…

Die Malerei war und ist neben meiner Familie stets das zentrale Thema in meinem Leben. Die Kunst ist so eine praktische Methode etwas preis zugeben, wo Worte versagen. Man kann auf Dinge aufmerksam machen, schockieren, Realitäten spiegeln oder verzerren oder jemand ganz anderes sein. Ich nutze gerne diese Möglichkeit.

Doch wie fange ich so ein Bild an? Wie kommt es zu der Idee und was steckt dahinter? Wenn ich das manchmal so wüsste. Geboren aus meiner Fantasie, inspiriert von verschiedenen Quellen (aus allen erdenklichen Tag- und Nachtträumereien, Alltagssituationen, Büchern oder Filmen), in einem kleinen, verschlissenen Notizbuch festgehalten, wird ein Motiv nach Lust und Laune herausgepickt, vorgezeichnet und ausgemalt.

Die Grundidee steht. Die Leinwand wartet bearbeitet zu werden, und wurde auch schon das eine oder andere Mal versehentlich oder ganz impulsiv gefoltert, zerrissen oder mit dem Messer zerstückelt … wenn der Wahnsinn auf die Schulter klopft.

 

Das Hauptthema des Bildes bleibt in der Regel unangetastet, nur die Details entwickeln sich im folgenden Arbeitsverlauf spontan und können auch noch öfters während der gesamten Entstehungsphase geändert werden. Dadurch ist das Endergebnis meistens nie so, wie ich mir das Ganze vorher ausgedacht habe. Manchmal ist das spannend. Manchmal verfehle ich das Thema allerdings total, was nach einem halben Jahr Arbeit schon mal ärgerlich sein kann.

 

 

Wie vermutlich jeder Künstler lasse ich bei der Arbeit häufig und zum Ärger meiner Kinder die Realität hinter mir, stelle mir vor, wie ich mich durch die Landschaften oder Räume meiner Bildern bewege, was die Figuren vielleicht als nächstes tun könnten oder auf welche Art und Weise sie interagieren. So entstehen also jede Menge kleiner Geschichten, die sich in den Werken verstecken. Ich male sehr detailliert. Je feiner und realistischer ich etwas darstelle, desto wirkungsvoller erscheint es mir sich in das Bild reinzudenken. Das führt dazu, dass es immer eine gefühlte Ewigkeit braucht, bis ich mit meinen Werken fertig bin, aber es lohnt sich. Und es hat den Effekt, aus jeder Entfernung zum Bild etwas zu entdecken. Schaut man es sich von weiter weg an, erkennt man das Hauptmotiv. Beim Näherkommen bis dahin, nur noch eine Nasenspitze weit entfernt zu sein, verwandelt sich das Thema vielleicht in etwas ganz anderes, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. So wird nicht gleich alles offenbart und es lohnt etwas länger oder auch öfter vor den Bildern zu verweilen.

Bleibt zum Schluss nur noch die Schwierigkeit, dem Kind einen Namen zu geben, der die ganze Sache umschreibt, ohne zu viel zu verraten, damit jeder die Chance auf einen größtmöglichen Freiraum bekommt, eigenen Geschichten in den Bildern zu entdecken. Und das kann man besser, denke ich, wenn ich nur wenig bis gar keine Vorgaben durch lange Ausführungen und Erläuterungen oder zu aussagekräftige Titel gebe. Mit kurzen und knappen und ehrlich gesagt recht einfallslosen Titeln gebe ich mich daher sehr zufrieden. Und durch diese Methode bin ich dann immer mehr als überrascht, was für fantastische Dinge viele in meinen Bildern sehen. So werden mir fesselnde Interpretationen geliefert, auf die ich nicht mal im Traum kommen würde. Vielen Dank dafür!

Aber weil mir oft ein einzelnes Bild für meine Themen nicht ausreicht, strukturiere ich alles in Serien. Es entstehen so Bildergeschichten, die sich ziehen wie Fäden durch das ganze Universum meiner Kreativität ziehen und sich hier und da kreuzen, verstricken, sich zu neuen Kombinationen verknoten und so ihren Weg fortsetzen. Auch finde ich es Interessant Details, wie einzelne Figuren oder Dinge in verschiedenen Bildern wieder auftauchen zu lassen oder zu verstecken, so dass der/die aufmerksame BetrachterIn auch dadurch weitere Verknüpfungen entdecken kann.

 

Neben den oben beschriebenen Themen male ich auch Portraits jeder Art, Tiermotive, Stadt und Landschaftsmotive aus der Realität. Ausserdem arbeite ich an einem Comic, entwickele gelegentlich Animationen und entwerfe verschiedene Logos, Plakate oder Flyer. Darüber hinaus gibt es immer noch aufregende Themen, die ich in Zukunft noch ausprobieren werde, wie z.B. Anamorphosen oder 3D-Malerei.

 

Es bleibt spannend bis zum Schluss ...

 

Michael Torneden